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Gewohnheiten statt Disziplin

Hervorragende Athleten (oder auch Musiker, etc) werden oft für ihre Disziplin bewundert. Jemand, der gerade mit Sport anfängt, hält es für undenkbar, viermal oder öfter pro Woche zu trainieren - "Dafür fehlt mir die nötige Disziplin". Gleiches gilt beim Essen: Viele versuchen sich besser ernähren, doch halten ihre radikale Diät einfach nicht durch.

Doch Disziplin ist überbewertet. Sie kann ein guter Kickstart oder Turbo sein und einen in einer besonders schwierigen Phase unterstützen, aber langfristig brauchen wir einen besseren Mechanismus, als uns für den Rest unseres Lebens zu etwas zu zwingen. Was wir bei erfolgreichen Menschen eigentlich bewundern, sind Gewohnheiten. Wer jahrelang fast täglich trainiert, muss sich nicht mehr dazu zwingen, von ein paar einzelnen Momenten mal abgesehen. Gleiches gilt auch, wenn man einfach nur zweimal pro Woche Sport machen und einigermaßen gesund leben will. Training und Ernährung können etwas ganz normales werden, was keine besondere Energie mehr kostet.

Hier für sind zwei Sachen besonders wichtig: Kleine Schritte und Zeit. Der ein oder andere mag mit dem 0-auf-100-Ansatz erfolgreich sein, doch für die meisten ist das kein gutes Rezept für wirklich dauerhafte, langfristige Veränderungen. Spätestens wenn einem das Leben einen ordentlichen Strich durch die Rechnung macht (und das passiert früher oder später) und eine besonders intensive Lebensphase den Alltag verändert, gehen die weniger gefestigten Gewohnheiten verloren und müssen wieder neu erarbeitet werden. Neuer Job, Umzug, Kind oder auch schon ein Urlaub können einen da leicht aus der Bahn werden.

Je länger man eine Gewohnheit (egal ob gut oder schlecht) hat, desto leichter bleibt sie erhalten oder lässt sich nach einer Pause wieder ins Leben integrieren: Kaum jemand scheitert am täglichen Zähneputzen, doch jeden Tag fünf Minuten zu meditieren ist für viele ein ziemlicher Schritt.

Meistens nehmen wir uns aber noch viel mehr vor: Die Ernährung komplett Umstellen, jeden zweiten Tag Sport machen, eine Stunde pro Tag eine Sprache lernen...

Das funktioniert die erste Zeit, aber die anfängliche (überschwängliche) Motivation lässt irgendwann nach. Einfacher ist es, klein anzufangen, zumindest in den Bereichen, in denen uns eine Umstellung schwer fällt.

Wer keine Lust auf Training hat, sollte lieber mit 5-10-minütigen Workouts anfangen.

Wer seine Ernährung nicht im Griff hat, stellt lieber erstmal eine Mahlzeit um oder fügt zu jeder Mahlzeit eine Handvoll Gemüse hinzu.

Wer zu viel Stress hat und meditieren will, fängt nicht mit 15 Minuten täglich an, sondern mit 5. Oder 3.

Je kleiner die Hürde, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie meistern. Jedes kleine Erfolgserlebnis gibt zusätzliche Motivation. Auf den kleinen Erfolgen kann man aufbauen: Nach 2 Wochen das 10-minütige Workout um 5 Minuten zu verlängern ist garnicht so schlimm. Bald sind es 20, dann 30, vielleicht fängt es sogar an Spaß zu machen... ;)

Das gleiche Prinzip lässt sich auch benutzen, um Gewohnheiten in stressigen Zeiten zu erhalten: Vielleicht lässt der Jobwechsel in den ersten zwei Monaten einfach keine Zeit für 4x/Woche Fitnessstudio, aber 4x/Woche ein 4-minütiges Tabata-Workout sollte trotzdem machbar sein. Wenn dann wieder mehr Zeit ist, ist es deutlich einfacher, dieser Gewohnheit wieder etwas mehr Raum zu geben als sie komplett von Null wieder aufzubauen.

Im Grunde ist es genauso, wie im Training selbst: Jedes Workout 1kg mehr zu benutzen ist auf den ersten Blick nicht besonders spektakulär und auch nicht so eine Marketingsensation wie "Sixpack in 2 Wochen". Doch diese kleinen Schritte sind leichter umzusetzen, sorgen für konstante Erfolgserlebnisse, geringeres Verletzungsrisiko und dauerhaften Fortschritt. Langfristig fügen sich diese vielen kleinen Steigerungen zu einer riesigen Veränderung zusammen. (Falls Du in Deinem Training keine konstanten Fortschritte machst, wird es Zeit für einen besseren Trainingsplan ;)

Buch- und Blog-Empfehlung (Englisch): In dem Blog zenhabits beschäftigt sich Leo Babauta - neben vielen anderen spannenden Themen - auch mit der Thematik, möglichst stressfrei neue, bessere Angewohnheiten in das eigene Leben einzuflechten. Wer alte Gewohnheiten ablegen oder neue annehmen/verbessern will, sollte unbedingt einen Blick reinwerfen. Speziell zum Thema Gewohnheiten hat er auch ein sehr empfehlenswertes Buch geschrieben.

Sein Blog behandelt außerdem Themen wie persönliche Weiterentwicklung, Minimalismus, Dankbarkeit... Man könnte sagen, eine Anwendung von Zen auf unser modernes Leben.

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